The Day After: Tag eins nach einem irren Wochenende in der 1. Bundesliga. Eines, das sicher alle Fans ganz anders erwartet hätten. Eines, an dem vor allem die Kellerkinder im Oberhaus des deutschen Fußballs den Aufstand probten.

Erst verliert Borussia Dortmund das erste Heimspiel der Saison 2018/19 überhaupt. Und dann noch ausgerechnet im Revier-Derby 2:4 (1:2) gegen den Erzrivalen FC Schalke 04. Aber auch der FC Bayern München nutzte diese Steilvorlage nicht. Zum Abschluss des 31. Spieltags kam der deutsche Rekordmeister beim Abstiegskandidaten 1. FC Nürnberg nicht über ein 1:1 (0:0) hinaus. Der Club war dem Sieg sogar deutlich näher. Irre! Und jetzt? Das Titelrennen in der 1. Bundesliga ist mitnichten entschieden. Alles bleibt offen. Alles ist noch drin für den BVB.

Dramatik pur: Club vergibt den Elfer zum Sieg

Niko Kovac jedenfalls legte sich das unerwartete Remis in Nürnberg zurecht: „Wenn du nicht gewinnen kannst, darfst du nicht verlieren“, gab der Trainer der Bayern hinterher zu Protokoll. Dabei hatten seine Mannen es letztendlich nur dem linken Innenpfosten zu verdanken gehabt, dass sie das Südderby beim Club eben nicht verloren. Tim Leibold hatte sich in der Nachspielzeit nach einem Foul von Münchens Youngster Alphonso Davies an Georg Margreitter das Leder geschnappt, auf den ominösen Punkt gelegt – und zu genau gezielt. Vom Aluminium aus trudelte der Ball die Torlinie entlang, zappelte nicht im Netz. Um ein Haar hätten deswegen die Bayern doch noch eiskalt zum 2:1 gekontert. Aber Kingsley Coman scheiterte in der dramatischen Schlussphase allein auf weiter Flur am bärenstarken FCN-Keeper Christian Mathenia.

Ein Remis irgendwo zwischen Frust und Stolz

Boris Schommers musste sich nach dem Abpfiff dann auch erst einmal sortieren. „Du kannst den FC Bayern München nicht komplett über 90 Minuten vom Tor weghalten“, schlussfolgerte der Trainer der Nürnberger völlig richtig. Aber: „Wenn du hinten raus in der 90. Minute über einen Elfmeter die Möglichkeit hast, das Spiel zu gewinnen, wäre es für uns der absolute Big Point gewesen.“ Genauer gesagt: gleich deren drei. Schon direkt zum Start der zweiten Hälfte hatte der Club durch das 1:0 von Matheus Pereira das Momentum auf seiner Seite (48.). Eine artistische Bogenlampe von Serge Gnabry sorgte eine Viertelstunde vor dem Ende für den 1:1-Ausgleich (75.). Leibolds Fehlschuss sorgte dann für eine Gemütslage irgendwo zwischen Frust und Stolz gleichermaßen. Schommers: „Wir hätten drei Punkte geholt, mit denen niemand gerechnet hätte. Die Mannschaft glaubt noch an sich, auch wenn der Rückstand noch größer geworden ist.“

BVB verliert Derby und Reus, Favre die Fassung

An einen Ausrutscher der BVB einen Tag vorher indes hatten wohl nur die kühnsten Optimisten im Lager des FC Bayern geglaubt. Doch so kam es – und noch viel schlimmer. In einem emotionalen Derby verloren die Schwarzgelben nicht nur gegen den unliebsamen Nachbarn. Beim 2:4 (1:2) gegen den FC Schalke 04 kassierten auch noch Kapitän Marco Reus und Marius Wolf zwei berechtigte Rote Karten. In Dortmund hätte der Frust-Faktor kaum noch ein höheres Level erreichen können. Mit im Spiel: Einmal mehr ein fragwürdiger Handelfmeter, der zum 1:1-Ausgleich führte. Vermeintlich verschuldet durch Julian Weigl. Lucien Favre gilt eigentlich als besonders besonnener Mensch. Doch nach diesem Derby redetet sich auch der Dortmunder Coach in Rage: „Das ist so lächerlich. Die Leute, die diese Regel erfunden haben, können nicht mehr in den Spiegel sehen. Das ist der größte Skandal in der Fußball-Geschichte für mich.“

Watzke vor Werder: Noch nichts entschieden

Also kam Lucien Favre zum Schluss: „Der Titel ist verspielt. Das ist klar für mich.“ Da kannte er freilich das Ergebnis vom Sonntag in Nürnberg noch nicht. Das 1:1, weswegen der BVB weiter in Lauerstellung liegt. Nun sind es zwei Punkte hinter dem FC Bayern. Genau deswegen widersprach BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke seinem Coach auch vehement: „Wir geben erst dann auf, wenn es rechnerisch nicht mehr möglich ist.“ Noch ist eben alles drin. Am 32. Spieltag in der 1. Bundesliga reist der BVB ins Weserstadion, wo Werder Bremen wartet. Jene Mannschaft also, die Dortmund vor Wochenfrist auf dem Pokal geworfen hatte. Bayern München hat zeitgleich am kommenden Samstag (4. Mai) ab 15.30 Uhr vermeintlich leichtes Spiel zu Hause gegen Hannover 96. Aber das haben alle Experten ja auch schon vor der Partie beim 1. FC Nürnberg gedacht …

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Erst patzt der BVB, dann der FC Bayern: Meisterschaft offen
Ostfussball.com
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